Im Rahmen der Lehrveranstaltung ‚Metropole Paris – Neue Ansätze zur Urbanisierung der Großstadtregion‘ wurden die Stadteilbereiche Bagneux- Ville, Bagneux-Village und Cachan- Ville mit einer Szenario- Methodik untersucht. Diese Arbeit setzt sich mit dem Konzept der ‚Grand Huit‘ (örtliches Verkehrskonzept) auseinander. Dieses Verkehrkonzept ist Schwerpunkt der Entwicklung des zu betrachtenden Projektgebietes. Ein weiterer Aspekt der Szeanarien ist die Auslagerung der Flächen für Forschung und Entwicklung zum Biotech – Standort Saclay. Die Aufgabe bestand darin Überlegungen zu sammeln, wie sich das Gebiet am Rande der Kernstadt von Paris aufgrund dieser Rahmenbedingungen in einem Zeitraum von zwanzig Jahren entwickeln könnte.
Dafür wurden drei Phasenkarten erarbeitet, welche den Stand nach jeweils zehn Jahren verdeutlichen.
Zunächst wurde davon ausgegangen, dass bis 2017 eine neue Metrostation in Bagneux Ville entstehen wird. Dies bedeutet für Bagneux eine direkte und schnellere Anbindung an die Innenstadt von Paris, wodurch der Stadtteil an Attraktivität gewinnt. Anhand einer Bestandsanalyse vor Ort wurden Teilbereiche klassiziert bzw. in Kategorien unterteilt. Im Folgenden wurden die Teilgebiete in Flächen mit harten und weichen Strukturen sowie in Bereiche, welche sich aktuell in Bewegung befinden, eingeteilt. Die harten Strukturen waren beispielsweise die Gartenstadt, die historischen Strukturen der Altstadt von Bagneux und das bereits umgesetzte Entwicklungsgebiet in Cachan nahe des Rathauses. Auf der anderen Seite hat das Projektgebiet weiche Strukuturen aufzuweisen, welche der starken Heterogentität Potential für eine Neuordnung geben. Die Flächen in Bewegung drücken aus, dass sich im Laufe des Szenarios vor allem bei den ehemaligen Forschungs- und Entwicklungsstandorten Umbruchsituationen ergeben. Im weiteren Verlauf ab 2020 wurde davon ausgegangen, dass sich eine weitere Metrostation in der Nähe des Altstadtkerns von Bagneux ausbilden könnte. Diese würde bis zum Ende des Betrachtungszeitraumes eine ähnliche Entwicklung erfahren, wie die Stationen von Metro und RER, welche einen Anschluss an das Netz der ‚Grand Huit‘ erhalten. Mit der Etablierung als Verkehrsknotenpunkte ist davon auszugehen, dass sich um die Einzugsbereiche die Struktur sowohl der Baubauung, als auch die Sozialstruktur und die Bodenpreise verändern werden.
Im Anschluss wurden ein räumliches (abstrakt/real) Leitbild erstellt. Das Leitbild umfasst die Kernaussagen der Ausprägung von Handlungsinseln und eine Straßenhierachisierung. Die neuen Entwicklungskerne stehen in Beziehung zu einander und besitzen einen spezifischen Charakter im Städtebau. Im Zuge des Szenarios entwickeln sie sich in ihrer baulichen Struktur anders. Die Straßen sind in drei Kategorien unterteilt. Dabei gibt es übergeordnete Straßen wie die Aristide Briand, Hauptstraßen, wie beispielsweise Avenue Henri Barbusse/ Viktor Hugo und die Erschließungsstraßen, wie zum Beispiel Rue de Meunier, Rue Camille Desmoulins und Avenue Marx Dormoy. Die Entwicklungskerne Bagneux Village und Cachan Ville sind ebenfalls mit den ehemaligen F- & E- Standorten verbunden und haben einen direkten Einuss auf deren Ausbildung. Darüber hinaus wird in dem Szenario von einer gedanklichen Drei-Teilung des Projektgebietes ausgegangen. Diese Teilung beruht auf dem Verhältnis von bebauter Fläche zu unbebauter Fläche. Im Norden des Projektgebietes (Arcueil Centre-Ville) wird aufgrund des Entwicklungsdrucks aus der Innenstadt die größte Dichte zu erwarten sein, welche sich bis zum neuen Zentrum Bagneux Ville hineinzieht. Von diesem Zentrum aus Richtung Süden nimmt die bebaute Fläche im Verhältnis zur unbebauten Fläche kontinuierlich ab.
Das Gestaltungskonzept gibt Auskunft über die Umsetzung des Leitbildes im gesamten Projektgebiet.
Ausgehend von dem Zentrum Arcueil-Centre Ville entwickelt sich die Handlungsinsel nach Süden und überschneidet sich mit der Insel von Bagneux Ville. Der starke Druck der Kernstadt Paris verdichtet Arcueil-Centre Ville zunehmend. Mit einer verdichteten Bebauung in geschlossener Bauweise entstehen Gebäude im Dienstleistungssektor.
Das Zentrum Bagneux Ville besitzt seinen eigenen Charakter. Geprägt von Zeilenbauweise in abwechselnder geschlossener und offener Ausprägung gestaltet sich das Gebiet vielfältig. Der Kern dieser Handlungsinsel ist die Metro- und ‚Grand Huit‘ Station auf dem Platz Victor Hugo. Dabei handelt es sich um den Verkehrsumsteigeplatze in Form eines Busbahnhofes. In Bezug auf die städtebauliche Eingliederung des Platzes liegt er direkt an einer der Verkehrsachsen des Projektgebietes. Eine fußläuge Erschließung ausgehend von der Station in Cachan unterstreicht die Zentralität des Verkehrsknotenpunktes.
Im Süden von Bagneux im Altstadtbereich ist im Zeitraum des Szenarios eine beginnende Veränderung spürbar. Durch die Verlängerung der Metro –Stationen erlangt dieser Bereich eine Aufwertung, jedoch werden die historischen Strukturen einen längeren Wandlungszeitraum in Anspruch nehmen als das Gebiet in Bagneux Ville. Die Anbindung durch die Metro macht den ehemaligen FuE-Standort zu einem attraktiven Wohnort, unter anderem durch die Etablierung von Reihenhäusern. In dem Gestaltungskonzept wird davon ausgegangen, dass sich das Verhältnis von bebauter zu unbebauter Fläche abnehmend verhält. Im Zuge dessen können größere Freiräume geschaen werden, welche eine hohe Qualität aufweisen.
In Cachan Ville beachtet das Konzept schon bereits initiierte Entwicklungsprojekte. Daher ist auf dieser Handlungsinsel eher von einer stärkeren Verdichtung bereits bestehender Strukturen auszugehen als von Neuordnungen. Im Bereich um die Metro- und ‚Grand Huit‘ Station wird sich das städtebauliche Bild langsam verändern. Eine Brachäche nördlich der Station könnte zu einem Gewerbestandort bzw. Logistikzentrum umgenutzt werden. Im Bereich des Wohnens protiert ebenfalls wieder der ehemalige FuE- Standort im Süden von der Anbindung und entwickelt sich einerseits aus seinen bestehenden Schulstrukturen heraus zu einem Bildungskern sowie auf der anderen Seite zu einem lukrativen Wohnstandort mit Punkthochhäusern oder Geschosswohnungsbau.
Für Vertiefung und Konkretisierung des Gestaltungskonzeptes wurde die Handlungsinsel Bagneux Ville ausgewählt. Sie bietet das größte Potential im Betrachtungszeitraum großräumige Veränderungen umzusetzen. Der Masterplan beinhaltet den Übergangsbereich zwischen Arcueil Centre-Ville und Bagneux Ville. In diesem nördlichen Teil wurde daher darauf geachtet die beginnenden Strukturen von Arcueil zu übernehmen und fortzusetzen. Im Zuge dessen wurden geschlossene Baukörper verwendet, welche einer Mischnutzung aufzuweisen. Die geschlossene Struktur wird durch geschlossene Blöcke aufgenommen, welche zur Aristide Briand und der Avenue Victor Hugo klare Raumkanten bilden. In diesem Zusammenhang wurden eventuelle Lücken in der Bebauung auf der östlichen Seite der Hauptstraße Aristide Briand geschlossen.
Der Platz als Verkehrsknotenpunkt und Aufenthaltsäche spannt sich an der Straße Avenue Victor Hugo auf. Dieser wird in einer detaillierten Darstellung vertieft. Nahe dem Platz ist die bereits existierende Freiäche aufzuwerten und in einen Kontext zu setzen. Unterhalb des Platzes bzw. im westlichen Bereich löst sich die stark geschlossene Struktur der Blockrandbebauung in eine Zeilenbauweise auf. Auf Grund der Etablierung des Verkehrsumsteigeplatzes sind Fußgängerverbindungen von großer Bedeutung. In diesem Zusammenhang wurden drei direkte bzw. sichere Fußverbindungen zu dem Platz geschaffen. Eine dieser Fußverbindungen kommt aus der Innenstadt bzw. Arcueil, eine aus Richtung des Friedhofes Bagneux und eine von der Grand Huit bzw. RER-Station Arcueil/Cachan.
Der Vertiefungsbereich weist eine große Heterogenität in der Baustruktur auf. Zum einen ist eine geschlossene Blockrandstruktur vorgesehen. Diese löst sich allmählich in eine Zeilenbauweise auf, welche sich etwas oener gestaltet. Darüber hinaus können diese Zeilen in höhergeschossige Punkthäuser übergehen. Bis 2030 wird sich die Einwohnerzahl um mindestens 4.000 Einwohner erhöhen, wenn angenommen wird, dass bei den Gebäuden mit einer Mischnutzung jeweils eine Hälfte der Geschossäche zum Wohnen und die andere zum Arbeiten genutzt wird. Dies entspricht in etwa 1.600 neue Wohneinheiten, wenn eine durchschnittliche Haushaltsgröße von 2,4 Einwohner angenommen wird.
Der Detailausschnitt Zentrum-Bagneux, welcher künftig Standpunkt eines größeren Verkehrsknotenpunktes sein wird, bildet in diesem Szenario ein Stadtteilzentrum, dessen Strukturen im Wesentlichen den Merkmalen der Innenstadt entsprechen. Der Platz unterteilt sich in drei Hauptnutzungen. Als wichtigster Faktor und Anlass der Zentrumsbildung wird der Verkehr hervorgehoben, welcher sich unterirdisch durch die Haltepunkte für die Metro-Linie 4 und Grand Huit sowie oberirdisch durch Buslinien und den Individualverkehr gestaltet. Ein Ziel des Stadtteiles sollte es sein, den nicht motorisierten Individualverkehr zu stärken. Im Zuge dessen sollte diese Verkehrsform mehr Aufmerksamkeit erhalten. Zu diesem Zweck wird die Verkehrsinsel nicht nur den öentlichen Verkehr bedienen, sondern ebenfalls den Standort einer Fahrradverleihstation beherbergen. Darüber hinaus bietet der Stadtteil drei übergeordnete Fußwegeverbindungen um den Nutzer auf direktem Weg zu dem neuen Zentrum Bagneux zu leiten. Der Platz östlich der Verkehrsinsel wird durch einen 1960erJahre-Kirchenbau eingeleitet und teilt sich in seinem Verlauf von Nord nach Süd in verschiedene Zonen der Nutzung auf. Im Anschluss an die Kirche bendet sich eine Baumgruppe, welche in Verbindung mit Gastronomie- und Shoppingangeboten zum Flanieren und Verweilen einlädt. Der Park im Süden bildet den Abschluss des Platz-Ensembles und erfüllt als einzige größere Freiäche der näheren Umgebung eine wichtige stadtklimatische
Funktion.
Dieses Projekt war eine Gruppenarbeit von drei Personen.